Die Räume des Kunstvereins Unna hat Künstler Rolf Blume in eine beeindruckende Schau von Objekten verwandelt, die gleichzeitig wie aus einer unbekannten Welt und seltsam vertraut erscheinen.
Der Künstler arbeitet bevorzugt mit alltäglichen Materialien, dabei bekommen Massenartikel und seriell gefertigte Industrieprodukte ein neues Leben. Indem er uns vertraute Dinge wie zum Beispiel Eierkartons, Flaschenverschlüsse oder Wäscheklammern neu kombiniert, entstehen für die Ausstellung mit dem Titel „Erweiterte Realitäten“ kleine und große Objekte, die manchmal auch zu raumgreifenden Konstruktionen heranwachsen.
Blume arbeitet nach den Prinzipien der Bricolage. Der Begriff stammt aus der französischen Sprache und bedeutet wörtlich übersetzt „Bastelei“. Dabei werden verfügbare Elemente neu verknüpft und bieten dadurch viel Raum für Assoziationen.
N.N., Hellweger Anzeiger Unna, 27.05.2023
Viel zu sehen gibt es in der neuen Ausstellung, kuratiert vom britischen Galeriekünstler Eric Butcher. ... Sie heißt „Die wat spaart, die wat heeft“, eine Art Äquivalent zum „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“. Butchers niederländische Mutter ... hatte das Sprichwort oft auf der Zunge. Diese Erinnerung hat Butcher nunmehr veranlasst, Kolleginnen und Kollegen anzusprechen, die sich auf unterschiedliche Weise in einem Themenfeld zwischen Reduktion und Recycling tummeln. ...
Zeigt die Ausstellung nun eher private oder politische Positionen? Sehr persönlich sind jedenfalls die Arbeiten von Laurence Noga, der sich aus dem Fundus seines verstorbenen Vaters bedient, eines offenbar fast obsessiven Sammlers von Gegenständen aller Art. Nogas kleinformatige Assemblagen sind durchaus strukturiert und erinnern, nicht zuletzt durch die Einbindung von Typografie, an Kurt Schwitters ... David Batchelor hat zum Prinzip erhoben, dass kein Stück Kunststoff sein Atelier als Müll verlassen darf. Die „Concretos“, farbenfrohe Gebilde von erstaunlicher Ästhetik, bestehen aus Abfällen, wie sie beispielsweise von Werkstätten entsorgt werden. ... Einen anderen Weg beschreitet Peter Abrahams, der es in seinen wunderbar ausgeleuchteten Fotografien fertigbringt, Objekten wie Küchenschwämmen oder billigen Plastiktüten eine gewisse Würde zu verleihen – als wären es Kompositionen der Alten Meister.
Zu sechs britischen Beiträgen gesellen sich zwei deutsche, die Galerist Robert Drees vermittelt hat. Bei beiden Positionen spielen Fundstücke eine entscheidende Rolle: Antje Bromma verbindet gern zahlreiche Mini-Fragmente von der Reflektorscherbe bis zum Eiskonfektschälchen und hängt sie unter die Decke, während der Hannoveraner Rolf Blume, gelernter Architekt, sonderbare Objekte zusammensetzt, die ein wenig so aussehen, als wäre der Ausstatter eines Science-Fiction-Films durchgedreht. Und natürlich ist Kurator Eric Butcher auch mit eigenen Arbeiten vertreten. Sie sind nachgerade radikal, obwohl sie keineswegs so wirken: Der Künstler hat filigrane Farbschichtelemente von früheren Werken abgelöst und präsentiert sie nun in Glaskästen wie kleine Studienobjekte. ....
Jörg Worat, HAZ, Hannoversche Allgemeine, 29.04.2023
Der Galeriekünstler Eric Butcher hat die Idee zur neuen Ausstellung entwickelt. Seine Mutter, während des Krieges aufgewachsen und geprägt von dauerndem Mangel, hat dieses niedervländische Sprichwort in die Familie getragen. Alle künstlerischen Beiträge zeichnen sich durch eine gewisse Sparsamkeit oder Genügsamkeit aus, die seine Mutter gutheißen würde und die etwas vom Geist unserer Zeit einzufangen scheinen.
Acht internationale künstlerische Positionen sind in der Ausstellung zusammengeführt, die sich auf unterschiedliche Weise mit Vorhandenem, mit Gefundenem und mit Wiedervervwendung auseinandersetzen: ...
Rolf Blume hat jahrelang als Architekt gearbeitet, was sich deutlich in seinem Oeuvre widerspiegelt. Seine komplexen und raffinierten Konstruktionen aus alltäglichen Fundstücken zeugen von einem unglaublichen Maß an Geschicklichkeit und Materialkenntnis. Mit Witz, Humor und Phantasie verwandelt er seine Materialien spielerisch, aber stets exakt konstruiert in neuartige und überraschende Konfigurationen, die wie Modelle für kuriose Satelliten aussehen oder als Requisiten für einen Sciences-fiction-Film adaptiert werden könnten.
Erst im zweiten Blick gibt es Momente des Wiedererkennens in diesen Assemblagen. Diese Auswahl von Objekten und Materialien öffnet uns die Augen für vielschichtige Assoziationen, eine Feier der Materialität und eine Verwandlung des Alltäglichen ins Phantastische.
Auszüge aus Infos der Galerie Drees, 06/2023
Wer die aktuelle Ausstellung »Form follows Form“ mit Werken von Rolf Blume im Kunstverein Region Heinsberg betritt, nimmt auf den ersten Blick eine Anzahl interessanter, teils hängender, teils stehender abstrakter Objekte wahr ... auf den zweiten Blick, offenbart sich das Besondere dieser Arbeiten. ...
Da liegt ein, an einen mächtigen Mühlstein erinnerndes, rundes Gebilde auf dem Boden. Erst wer ihm nahekommt, erkennt unzählige ineinandergeschobene Eierkartons, ... Nebenan ein hängendes Raumobjekt, eine Art kreisrundes Mobile, an dem unten spitz zulaufende bojen-artige Gebilde hängen. Jedes zusammengesetzt aus Kunststoff-Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs und Konsums ... »52 Seh-Zeichen (Nordische Landschaft oder das Prinzip Boje)« – der Titel, der mit dem Gleichklang von See und Sehen spielt. Auch der von der Decke hängende, mysteriös satellitenartige „Finder 09“ im Zentrum des Haupt-Ausstellungsraums ist aus Alltagmaterialien zusammengesetzt.
Im kleinen oberen Schauraum dominiert das kreisrunde Wandobjekt »Paradiesische Zustände«.... spitze Schaschlikstäbchen, am Ende verjüngende, mit Lack fixierte Luftschlangen, die manche vielleicht an züngelnde Flammen oder Pflanzen einer fantastischen Unterwasserwelt erinnern mögen. Bedrucktes Papier, zu Streifen geschredderte ‚gelbe Seiten’ oder Locherschnipsel spielen in Fotoserien oder Wandobjekten eine Rolle ...
Ingrid Trantenroth-Scholz, 2. Vorsitzende und Kuratorin, stellte bei der Eröffnung den gebürtigen Dortmunder Rolf Blume im Rahmen eines Künstlergesprächs vor. Blume geht es nicht um sogenannte »ready mades« im Sinne des Dadaisten Marcel Duchamp, ... Blume will aus Vorgefundenem etwas ganz Anderes, Neues zusammenfügen. Ein Prinzip, das auch Bricolage genannt wird.
Trantenroth-Scholz und ihre Vereinskollegen »waren sofort überzeugt von diesen außergewöhnlichen Arbeiten« begründet die Kuratorin die Wahl Blumes, der erst zum zweiten Mal in NRW ausstellt.
Angelika Hahn, Rheinische Post Digital, 14.04.22
»Nordische Landschaft oder das Prinzip Boje (52 Seh-Zeichen)« hat Rolf Blume seine Hängeskulptur betitelt. Diese Assemblage ist sehr typisch für die Arbeitsweise ... Verschiedene Kunststoffbehälter, diverse Fundstücke aus dem Alltag fügt Blume zu Objekten zusammen, die es so noch nicht gab auf dieser Welt. »Form follows Form« heißt die Ausstellung, konträr zum Designerleitspruch »Form follows Function«. ...
Nicht nur die Titel zeugen von einer Vorstellungskraft, die stets auch mit etwas Humor gepaart ist. ... „Die könnte auch fliegen, tut sie aber nicht“ sagt Blume beim Aufbau über eine Skulptur, die im großen Ausstellungsraum etwas erhöht über dem Boden ruht ...
Die Skulptur müsste nicht allein ins Reich der Fantasie abheben, denn gleich nebenan hängen, sagen wir mal, ’unbekannte Flugobjekte’. Blume nennt sie »Pfeilkörper«...
Wie die ganz schnell ein Eigenleben entwickeln, ist erstaunlich. Schon die Verbindung der unterschiedlichen Materialien ist eine Kunst. ...
Vielleicht sollte man die Werke von Rolf Blume dreimal betrachten. Einmal ganz unbedarft, als seien sie einer anderen Welt entsprungen, dann mit dem Spürsinn des Neugierigen, der die Ursprungsnutzung enträtseln möchte, und sich dann ganz dem eigenständigen Leben der Dinge überlassen.
Im Gespräch verweist Rolf Blume auf den Begriff der Bricolage, den Claude Lévy-Strauss Anfang der 1960er Jahre in die Anthropologie einführte. Blume schafft mit der Bricolage eine Kunstwelt, in die sich genüsslich eintauchen lässt in Begleitung der »Sieben Samurai«. Der Klammertitel dieser Arbeit lautet übrigens »Die glorreichen Sieben«.
Dettmar Fischer, Aachener Nachrichten, 09.04.22
... Unter dem Titel „d platziert“ zeigt die Ausstellungsreihe in fünf „geschichtsträchtigen“ Schlössern zeitgenössische Kunst von insgesamt 39 Künstlern. Schirmherr der Ausstellung (ist) Ministerpräsident Stephan Weil. ... für jeden der fünf Ausstellungsorte (wurde) ein eigenständiger Fokus auf den jeweiligen „Genius Loci“ – Geist und Aura der Geschichte – gesetzt. ...
Das fürstliche Leben – dazu gehörten unter anderem die prachtvoll zelebrierten und zusammengestellten Gala-Diners. Rolf Blume hat, davon inspiriert, seine Installation „Das Auge isst mit, Tafelbild und Küchenphantasien“ komponiert.
Doris Hennies, Cellesche Zeitung, 08.06.2021
Die Installation reagiert auf den historischen Raum der ehemals herzoglichen Schlossküche ... für ausgedehntes und verfeinertes Essen, für prächtige und üppige Festmahle, und im weitesten Sinn als Metapher für Esskultur + Kochkunst (!). Ein assoziatives Spiel, bezogen auf einen Kunstgenuss der Esskultur, ausgehend von zahlreichen mit dem Essen verbundenen Bildern und Formen. ...
Eine Phantasie, die den Ort als Experimentierfeld zwischen Küche und Alchemie sieht, von der Feuerstätte bis zur Molekular-Küche eines Ferran Adrià Acosta (2007, als erster Koch Teilnehmer einer DOCUMENTA). Denn wer über das Essen nachdenkt stößt auf zentrale Wort- und Welt-Bezüge.
Infotafel in der Ausstellung, 06.06.2021
Der Kunst – und Kulturfreunde e.V. Lädt einmal jährlich 10-12 Künstler*innen zur Ausstellung ins barocke Wasserschloss Dornum. Die Bewerbung ist offen für professionell arbeitende Künstler*innen.
Die Kunsttage 2020 standen unter dem Thema „Grafik“. Es konnten jeweils mehrere Arbeiten eingereicht werden. Die ausgewählten Künstler*innen spiegeln die Bandbreite grafischer Verfahren vom Holzdruck bis zu experimentellen Techniken.
Die Jury „hat der experimentelle Zugang zum Thema Grafik besonders überzeugt“ und überließ mir „einen eigenen Raum, den Sie mit den eingereichten Arbeiten (Plexiglasobjekte, Schnittmuster, Kartons) selber gestalten können“.
Es handelt sich um Arbeiten aus den Werkgruppen “Universal Pictures - Jacke wie Hose“ und das “Archiv der Wirklichkeiten“, sowie die für diese Ausstellung konzipierte Bodenarbeit “A Box is A Box - eine plastische Grafik“.
Corona-bedingt mußte die Ausstellung 2-mal verschoben und in 2021 schließlich abgesagt werden. Damit sind die 27. Kunsttage die ersten, die nicht stattgefunden haben werden.
Die ausführliche online-Präsentation der Künstler*innen bleibt als Archiv allerdings
bestehen.
Hier online ansehen:
27. KUNSTTAGE DORNUM - ROLF BLUME
27. KUNSTTAGE DORNUM - ALLE KÜNSTLER/INNEN
34 Künstlerinnen und Künstler beteiligen sich an der Ausstellung „Volles Haus!“ Und die Bandbreite der gezeigten Werke ist groß... Die Künstlerinnen und Künstler schütten ein wahres Füllhorn über die Besucher der Ausstellung! ...
Alle Künstlerinnen und Künstler, die eine Einzelausstellung in Bissendorf hatten, wurden um Präsentation einer kleinformatigen Arbeit angeschrieben... (möglichst) in einer Kleinauflage produziert.
Imago verzichtet bei dieser Ausstellung auf die sonst üblichen Anteile am Kunstverkauf...
(Ein) Zeichen der Solidarität und Unterstützung.
Anke Wiese, Echo, Extra-Verlag, Wedemark, 23.09.20
... Mit einem überzeugenden Zinnober-Konzentrat wartet der Kubus auf. „Neues aus hannoverschen Ateliers“ ist eine vorbildliche jury-kuratierte Präsentation aktueller Kunst. Das sollte auch in den kommenden Zinnober-Jahren so beibehalten werden. ...
Frank G. Kurzhals, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 07.09.2020
... Ein Feuerwerk für die Augen: Hinter dem eher nüchternen Titel „Kubus kooperativ - Neues aus hannoverschen Ateliers“ verbirgt sich eine besonders facettenreiche Ausstellung. ... 27 Positionen sind in der städtischen Galerie Kubus vertreten, 135 Künstlerinnen und Künstler hatten sich bei der Jury beworben. Das Thema lautete „Editionen, Serien und Auflagenobjekte“ ... (Es) sind sehr prominente Namen mit von der Partie. ...
Jörg Worat, Neue Presse, Hannover, 03.09.2020
In der Ausstellungsreihe „Neues aus hannoverschen Ateliers“ präsentiert Dagmar Brand seit über
20 Jahren jeweils aktuelle Arbeiten hannoverscher Künstler*innen.
... (2020) erstmals in Kooperation mit der Städtischen Galerie Kubus - mit einem Spezial zum Thema
Editionen, Serien und Auflagenobjekte. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Arbeiten, die den seriellen
Charakter nicht einfach als Vervielfältigung von Originalen nutzen, sondern in denen sich das gewählte Medium,
der künstlerische Inhalt und der serielle Charakter konsequent aufeinander beziehen oder gegenseitig bedingen.
Anne Prenzler, Leiterin Städtische Galerie, Open Call, 16.06.2020
... Wohl kaum jemand traut Alltagsgegenständen diese innewohnende ästhetische und erzählerische
Kraft zu. Die spielerische Anmutung der neuen Form und ihre teilweise noch erkennbare Funktion
aus dem früheren Alltag eröffnen dem Betrachter ein vielfältiges Assoziationsspektrum und bringen
ihn zum Staunen. ...
In Blumes Objekten vereint sich der Freigeist des Bricoleurs, der im spielerischen Experiment
neue Möglichkeiten aufspürt und mit präziser Ingenieurskunst das Spielerische ernsthaft umsetzt. ...
Um die Poesie der Objekte zu erfahren, sind die Titel unverzichtbar. ... Mehr Wortspiel oder
Fragment als Benennung, produzieren (sie) in dieser Offenheit innere Bilder, Klänge und
Vorstellungen beim Betrachter, die im kollektiven Bildgedächtnis gespeichert sind ...
Pia Kranz, Salon Salder - Identitäten, Katalog 2019
Zwölf Künstler beim diesjährigen Salon Salder. ... diese hochkarätige Ausstellung namhafter Künstler aus Niedersachsen. ... Rolf Blume nennt seine Arbeiten „Spielarten des wilden Denkens“. In seinen Rauminstallationen „Egg-o-ist 1“ und „Egg-o-ist 2“ verwendet er Gegenstände des alltäglichen Lebens, denen er eine ganz andere Funktion zuschreibt ...
Stephanie Hiller, Salzgitter-Zeitung, 09.09.2019
Kuratorin Stephanie Borrmann hat (das Thema) für den Salon Salder, die traditionsreiche Leistungsschau aus niedersächsischen Ateliers, abwechslungsreich gefüllt. Es gibt raumgreifende Inszenierungen, filigrane Installationen, technisch gekonnte gegenständliche Malerei, Fotos und einprägsame Videos.
Martin Jasper, Braunschweiger Zeitung, 07.09.2019
Die 12. OSTRALE zeigt mehr als 300 Werke aller Kunstgattungen von rund 180 Künstlern aus 34 Nationen und steht
unter dem Leitgedanken ’...ismus’. Darüber hinaus verzweigt sich die OSTRALE in den Dresdner Stadtraum und bespielt
sogenannte „Satelliten“ an fünf weiteren Ausstellungsorten...
Zu empfehlen ist in jedem Fall der Besuch des OSTRALE-Hauptstandorts in der Historischen Tabakfabrik f6 und der Gedenkstätte
in der ehemaligen Stasi-Haftanstalt in der Bautzener Straße. ...
Hier treten 10 KünstlerInnen in den Dialog mit der Geschichte des Ortes und der ständigen Ausstellung „Bedenken“. ...
Rolf Blumes aus verschiedensten Einzelteilen zusammengebaute „Unbekannte Form-Objekte (UFOs)“ wirken im Innenhof des
ehemaligen Stasi-Knasts wie futuristische Überwachungsmaschinen. ....
Stefan Bock, Der Freitag, Das Meinungsmagazin 15.07.2019
Kultura-Extra, Das online-Magazin 08.07.2019
... Zum ersten Mal ist das Konzept der Ostrale dezentral. Wie Satelliten kreisen kleinere Orte um die Hauptausstellung. Rolf Blumes „Finder“ etwa, eine surreale Konstruktion aus vergrößerten Alltagsgegenständen, entfaltet in der Gedenkstätte Bautzner Straße eine ganz andere Wirkung. Andrea Hilger denkt an Funkantennen und Überwachungsmaschinen. Der Raum mit seinen unverputzten Wänden, ein ehemaliges Stasi-Gefängnis, stellt die beklemmende Assoziation her. ...
Christopher Wasmuth, Dresden Magazin 05.07.2019
... Erstmals kooperiert die OSTRALE Biennale ... mit mehreren Institutionen in Dresden, die vorübergehend zu dezentralen Ausstellungsorten der internationalen Kunstausstellung werden. Als erstes wird ... die Ausstellung in der ehemaligen Haftanstalt der Gedenkstätte Bautzner Straße eröffnet. ...
„Die Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Bautzner Straße ist für die OSTRALE eine besondere Herausforderung und hervorragende Möglichkeit, eine Intervention zu schaffen, um Vorhandenes mittels Kunst zu vermitteln ... “ so Andrea Hilger (künstl. Direktorin OSTRALE). ... Installiert werden Werke, wie „Finder“ von Rolf Blume, der eine ganz eigene Wahrnehmung von Zuweisung und Indienstnahme vermittelt. Andrea Hilger: „Finder könnten auch Funkantennen sein, Drohnen, Abhörgeräte, futuristische Überwachungsmaschinen. Wenn der ‚Finder’ zwischen den Zellen im Haftraum schwebt wird Zuweisung zur Zwangszuweisung.“ ...
OSTRALE, Presseinformation Nr. 21 / Mai/Juni 2019
Vor 12 Jahren hat Andrea Hilger die Ostrale mit ins Leben gerufen und so den Boden für die drittgrößte zeitgenössische
Kunstausstellung in Deutschland bereitet. ...
Die diesjährige Ostrale Biennale steht unter dem Motto »ismus«. Was ist darunter zu verstehen und wie wird das
künstlerisch aufgegriffen?
Andrea Hilger: Der diesjährige Leitgedanke beschäftigt sich mit selbstgemachten Ideologien, sogenannten »ismen«. Wir versuchen
offen mit dem Thema umzugehen und in der Kuration einzuschränken. Das bedeutet, die Kuratoren haben aus den eingeladenen Werken
insgesamt acht »ismen« herausgesucht und einander gegenübergestellt...: Ideologismus, Terrorismus, Territorialismus, Naturalismus,
Feminismus, Animismus, Konsumismus und Dystopismus.
Aber die ausgestellte Kunst wird nicht nach Themen sortiert?
Andrea Hilger: Das können die Museen machen. Wir dürfen damit brechen und tun das auch sehr gerne (lacht). Es wird mehr nach
Gegenüberstellungen sortiert. Dabei spielt die Kommunikation zwischen den Kunstwerken im Raum eine Rolle. Oft ergibt sich eine
Spannung zwischen zwei Themen, die miteinander wieder ein neues Thema aufmachen. ...
An welchen Orten wird es ab dem 11. Juni spannende Interventionen geben?
Andrea Hilger: An allen Orten (lacht). Die dezentralen Orte sind an sich schon spannend. Die Gedenkstätte an der Bautzner Straße
etwa behält all ihre Exponate und wir generieren etwas Neues dazu. Daraus entsteht ein Kontext, in dem ich im Hier und Jetzt bin,
der mich aber wieder in die Vergangenheit und gleichzeitig auch in die Zukunft bringt. ...
Andrea Hilger, Interview: Laetizia Praiss, Dresdner Kulturmagazin Juni 2019
Joghurtbecher und ihresgleichen scheinen (...) ein gestalterisches Potenzial zu besitzen, das preiszugeben, sie sich ein wenig zieren.
Außer wenn sich Rolf Blume ihrer annimmt und etwas herauskitzelt, dass er als verborgenen ästhetischen Mehrwert bezeichnet. (...)
Ein Spiel des Experimentierens und Entfaltens von Möglichkeiten. (...) Im Angesicht des Werks Rolf Blumes stellt sich der Eindruck ein,
dass er (...) eine sonst unsichtbar bleibende Parallelwelt der Gegenstände enthüllt. (...)
Kunst bedeutet (...) die Wirklichkeit zu befragen, ihr Einsichten, Ansichten, Erkenntnisse zu entlocken, die sie freiwillig nicht rausrückt.
(...) Rolf Blumes Skulpturen bringen dieses Kunststück fertig. Das Ganze überführt die Einzelteile (und wie sie betrachtet werden) auf eine höhere ästhetische Daseinsstufe.
Geistesgeschichtlich steht Blume damit in der Tradition des Dadaismus, Surrealismus und Konstruktivismus. Um nicht zu sagen Dekonstruktivismus. (...) Die scheinbar feststehende Realität der Gegenstände und die darin wirkenden Mechanismen, die einen Joghurtbecher im sozialen Gedächtnis scheinbar unumstößlich als Gefäß für Joghurt verankern, werden einem kritischen Blick unterworfen und neu bewertet (...) und ersetzen sie durch ein variables, interpretationsoffenes Spiel von Ordnung und Zufall. Kunst ist immer auch Kommunikation, Rolf Blumes Kunst nimmt Teil am Spiel der Zeichen und lässt immer neue Assoziationssphären, Kontexte und Verständnisdimensionen entstehen. (...)
Sebastian Quenzer, Stadtecho Bamberg, April 2018
Im Bamberger Kesselhaus (geht es) außerirdisch zu. Nie gesehene Flugobjekte sind hier gelandet. Sie verfolgen allerdings keine kriegerischen Absichten, sondern wollen lediglich dazu anregen, neue Denk- und Wahrnehmungsprozesse in Gang zu setzen. (...)
Alltagsgegenstände wurden für den Bau der UFOs zweckentfremdet (...). Der künstlerische Ansatz, aus altem neues entstehen zu lassen, ist eine
Erfindung des frühen 20. Jahrhunderts und hat bis heute nicht an Reiz verloren. (...)
Rolf Blume macht genau das: Er sammelt mit Leidenschaft Gegenstände und führt sie im künstlerischen Prozess einer neuen Bestimmung zu,
losgelöst von ihrer ursprünglichen Funktion. (...)
„UFOs – Unbekannte Form-Objekte“ gleicht einer Ode an die Phantasie, die so wie Blumes Objekte selbst, grenzenlos und niemals festgelegt ist – eine Ausstellung von einem Querdenker für Querdenker und jene, die es werden wollen. Franziska Krause-Gurk, Art 5/III, Kulturzeitung f. Bamberg + Umgebung, 04.04.2018
Ein solitärer Baum und viele Ringe, exakte Kreise gleicher Größe, die Stammachse in unterschiedlichen Lagen umkreisend, spielerisch im Baum verwoben, quasi tanzend.
Viele weiße Ringe, die mit dem Baum lässig spielen - oder er mit ihnen. (…)
Einer der Ringe „von leuchtendem Gold“. (...) Die dominante Figur bleibt aber der Baum selbst, der sich von den Ringen nicht eingrenzen lässt, aber „das Spiel mitmacht“. (…)
Den Akt der „Verformung“ vor allem verstanden in Bezug auf das im Park vorhandene, ausgewählte Objekt, den Baum. (…)
Auszug aus der Dokumentation, August 2017
2016, Int. Blooom-Award,
Nominee (Top 70)
Mit über siebentausend Kunstinteressierten, Sammlern und Multiplikatoren hat sich die Messe, die zeitgleich zur Art Cologne stattfand, als neues Kunstmesseformat im Rheinland etabliert. Inhaltliche Neuerungen wie Photography und die Urban Art Section, aber auch die für Absolut Wodka gestaltete Bar sind vom Publikum angenommen worden. (…)
Aufgefallen sind mir Rolf Blumes Abstandshalter in der Artist Section, der Hannoveraner hatte spazierstockartige Assemblagen an der Wand, ein designter Materialmix zwischen dem silbrigen Innern einer Thermosflasche und dem Außen eines bunten Wollknäuels. (…)
Peter Ortmann, Choises 06, Kulturmagazin, Köln, April 2016
(Die) Kölner Liste, die in diesem Jahr zum dritten Mal stattfindet, ist mit der Kunst in die Aluhalle auf dem Gelände Carlswerk in Mühlheim gezogen. (…) Jetzt stellen dort auf mehr als 3000 Quadratmetern Händler junge, zeitgenössische Kunst aus. (…) In den Kojen, die von Künstlern selbst betrieben werden, geht es mitunter spielerisch zu.
Rolf Blume (Hannover) entwirft Abstandhalter aus Alu und diversen Materialien. (…)
Susanne Kreitz, Kölner Stadtanzeiger, 15.4.2016
Blume (verwendet) Material, wie es in Massen in unserem Alltag vorhanden ist. Der ‚Respektor’ etwa erinnert an eine ritterliche Lanze, nur dass die Spitze keine
konventionelle Spitze ist, sondern aus dem Innern einer Thermoskanne besteht – eine zerbrechliche Angelegenheit, die durch das glänzende Material edel wirkt.
Umwickelt ist der Stab mit Stoffen aus einem Musterkatalog, mit Draht und Schnur. (…)
Eine Serie von kleineren Werken besteht hauptsächlich aus den Seiten eines Telefonbuchs. „Ich möchte die Dinge des Massengebrauchs re-individualisieren“ (…) erläutert Blume.
Für ihn spielt vor allem die Form eine entscheidende Rolle: „ Die Form lässt den Inhalt erst entstehen, sie generiert überhaupt erst Bedeutung.“ (…) Die ursprüngliche Bedeutung
der Dinge, die sich auf einmal in diesem ‚unbekannten Formobjekten’ wieder finden, wird dabei auf ironische Weise gebrochen, allein schon die Titel ‚Bombator’, ‚Der Egg-O-ist II’
oder die ‚7 Samurai’ (...) zeigen Witz im Wortsinne. Kunst, die geistreich ist, Humor hat und zum Nachdenken anregt. Der Weg in die Eisfabrik lohnt sich.
Sonja Steiner, HAZ-Südstadt 10.9.2015
Zinnober hießen schon Kunstfeste, die Kurt Schwitters (….) und andere Künstler und Sympathisanten der Avantgarde in den Zwanzigerjahren in Hannover gefeiert haben. Man darf
also anspruchsvoll sein. Und muss dabei sorgfältig auswählen: (…)
Skulpturales in der Eisfabrik, (…) denn da zeigt Rolf Blume den raketenartigen ‚Finder 07’, den bedrohlichen ‚Respektor’ oder auch den ‚Floralen Adapter’. (…) Lauter befremdliche
Kunstobjekte, die aus ganz alltäglicher Massenware zusammengesetzt sind. (…)
Daniel Alexander Schacht, Hannoversche Allgemeine Zeitung 5.9.2015
Ufos – Unbekannte Formobjekte (sind) in der Weißen Halle in der Eisfabrik zu besichtigen.
Dort hängen an den Enden zugespitzte, raumschiff-, raketen- oder bombenähnliche Geräte von der Decke, die Blume als ‚Finder’ betitelt hat, hier liegen nicht minder bedrohliche,
keulenähnliche Lanzen auf dem Boden, sogenannte ‚Abstandhalter’. (…)
Blume fühlt sich den russischen Konstruktivisten der 20er Jahre verbunden. Drei Grafik-Collagen erinnern an El Lisitzky, was auch durchaus beabsichtigt ist - aus der Nähe ist
zu erkennen, dass die ‚Universal Pictures’ auf Schnittmusterheften aus den 60er Jahren basieren. (…)
Blume versteht sich als ‚Bricoleur’, bezieht sich dabei auf den Bricolage-Begriff des französischen Ethnologen Claude Levi-Strauss, was mit ‚Basteleien’ nur sehr unzureichend
übersetzt ist. Blume erklärt es so: “Ich will Dinge zusammen bringen, die nicht zusammen gehören. Ich will einfach sehen, ob es geht.“ Doch, es geht! (…)
Michael Lange, Neue Presse 5.9.2015
Der Finder Nr. 9, der im Pavillon des Gerhard-Marcks-Hauses bis 26.April unter der Decke schwebt, mutet wie ein unbekanntes Flugobjekt an. Der Künstler Rolf Blume,
der sich seit sieben Jahren hauptberuflich mit der Bildhauerei beschäftigt und solche Assemblagen schafft, bezeichnet sich selbst als ‚Finder’. (...)
Und so bestehen seine fremdartigen, die Phantasie und den Spieltrieb des Betrachters beflügelnden, geradezu fröhlich wirkenden Kunstobjekte aus akribisch montierten,
eigentlich profanen Dingen wie z.B. einem Kuchenring, einer neogrünen Orchideenvase, einem Schüttelsieb und einer leicht lädierten Fahrradfelge, aus der strahlenkranzförmig
Drähte hervorragen. Mit ihnen schafft Blume komplexe raumgreifende Strukturen, die sich zu einprägsamen visuellen Bildern verdichten und eine Absage an unsere Wegwerfgesellschaft sind.
Sigrid Schuer, Weserkurier, 14.2.2015
Rolf Blume kreiert komplexe, mitunter raumgreifende Assemblagen. Sie evozieren Fremdheit und Vertrautheit zugleich. Seine großen Pfeilkörper (die ‚Finder’) sind abstrakt-figurale
Konstruktionen unbekannter Bestimmung, aufwendig montiert aus vertrauten industriellen Massenprodukten oder deren Fragmenten. Die eigens für den Pavillon entstehende Installation zeigt
erstmals einen neuen ‚Finder’, sphärisch im Raum gebunden und verortet durch einen schwebenden weißen Ring.
Ankündigungen, Gerhard-Marcks-Haus 05. Februar bis 26. April 2015
Rolf Blume fordert den Besucher ganz explizit zur Assoziation auf. Denn ein wesentliches Element seiner Installation ist das freie Gedankenspiel der Betrachter,
die zu vielfältigen Ideen angeregt werden sollen; mögliche, aber nicht ausschließliche Phantasien können sein: Spiel und Wissenschaft, Vergangenheit und Zukunft oder Mensch und Raum.
Dazu dient zunächst der Raum selbst: Die alte Mälzerei zeigt an ihren Wänden deutliche Spuren ihrer Vergangenheit und Funktion. Der Ort wird ganz wesentlich von einer
technisch-produktiven Atmosphäre bestimmt, die schnell spürbar wird und zum experimentellen Denken anregt.
Vor allem aber lädt die Installation in ihrer Kombination aus verschiedenen Elementen zur Ideenbildung ein. Die raumprägende Stahlsäule wird mit einem golden Ring
kombiniert. Auffälligstes Element ist das fremdartige Flugobjekt »der Finder«. Dieser ist aus unterschiedlichen Materialen zusammengebaut und schwebt -
suchend und findend - im Raum. Die Zeichnungen auf dem Boden und an den Wänden stehen direkt mit ihm in Verbindung und symbolisieren denkbare Ortungen und Flugbewegungen.
Blume benutzt für seine Kunstwerke vorwiegend Massenartikel unseres Alltags, die durch die Neuverwendung in andere Zusammenhänge gestellt werden. Dieses Experimentieren
mit den Materialien und Dingen sowie das assoziative Gedankenspiel mit den Bedeutungen des fertigen Werkes ist dabei die »Fröhliche Wissenschaft, die Alchemie des Alltags«,
die mit den Versuchen der Alchemisten zur Herstellung von Gold in Korrespondenz tritt.
Sabrina Kühn, Kunsthistorikerin, Begleittext Station 14, Alte Mälzerei
Schwabacher Kunsttage, Ortung VIII, Im Zeichen des Goldes 10.- 25.08.2013
(...) Für den Publikumspreis gibt es mehrere Favoriten (...) der »Finder« von Rolf Blume in der alten Mälzerei gehört dazu. (...) Blume fordert den Besucher
ausdrücklich zu Assoziationen auf. Sein Werk gibt dafür viel Spielraum. (...) »Und es harmonisiert unglaublich mit dem Raum«, sagen einige.
Robert Schmitt, Schwabacher Tagblatt, 23.08.2013
Ortung VIII lädt zu Entdeckungstour (...) Erstmals (...) ist die Alte Mälzerei dabei. Dort schwebt ein aus Alltagsmaterialien geschaffenes Flugobjekt, der »Finder«, auf
seiner goldenen Umlaufbahn im Raum, auf dem Boden zeigt eine weiße Kreidelinie mit allerlei symbolischen Zeichen die denkbare Flugbewegung an.
»Fröhliche Wissenschaft – Alchemie des Alltags« hat Rolf Blume aus Hannover seine wunderbar ausgetüftelte Installation genannt.
Regina Urban, Nürnberger Nachrichten, 10.08.2013
Am letzten Tage hatten sich noch einmal viele Besucher eingefunden um diese besondere Art von Kunstausstellung – abseits von Bildern und Bildhauerarbeiten – auf sich wirken zu lassen. Auch der bo-Herausgeber hat die Licht- und Schattenspiele noch einmal mit der Kamera eingefangen ... Man kommt wahrlich nicht umhin, hier Vergleiche zur Weltraumfahrt zu ziehen und daher ist diese Ausstellung auch gerade für technisch Interessierte – ob Erwachsene oder Schüler – so interessant.
N.N., www.bissendorf-info.de, 30.06.2013
Blume (schafft) aus alltäglichen Dingen präzise durchdachte Konstrukte (...). Dinge die nie zuvor gesehen waren, die aber genau so einen neuen Sinn ergeben (...).
Blume wendet damit das »Wilde Denken« von Lévi-Strauss auf unsere Gesellschaft an. Der Künstler wird zum Forscher: anhand von Alltagsmaterialien und mittels experimenteller
Verfahren findet er zu neuen Erkenntnissen, schafft neuen Sinn in Form von skulpturalen Äußerungen. (...)
Nimmt man den Egg-o-ist (01), so ist hier durch den Untertitel »lautlos im All (can you hear me, Major Tom?)« ein bestimmter Inhalt angesprochen, dennoch bleibt das Objekt –
auch wenn es uns vielleicht an eine Raumstation erinnert – doch ein abstraktes Konstrukt aus Wäscheklammern, Eierkartons und Holzspießen. Da spricht eine Ironie und eine Leichtigkeit
aus dem Umgang mit Materialien, die einen Bruch bedeutet, einen Bruch in der Aussage, die dieses Kunstwerk treffen will. Denn natürlich geht es nicht darum, eine möglichst perfekte
Nachbildung einer Raumstation zu bauen wie etwa ein Modellbauer. Vielmehr scheint es mir um eine Erforschung der Qualität von Formen zu gehen, welche Wirkung haben beispielsweise
diese Holzspieße, sie sind sehr spitz, sie sind wehrhaft. Aber nicht im Sinne von Angriff, eher im Sinne einer Verteidigung. Und sie könnten auch gleichzeitig die Funktion von Fühlern
oder Antennen haben, also der Kommunikation dienen.
So haben wir hier möglicherweise eine Forschungsstation im All, die Kontakt zu außerirdischen Lebensformen sucht und die sich dabei
zu verteidigen weiß. Alles ist auf Empfang geschaltet – denn es ist eine Form, die geöffnet ist, die aufgefaltet hat, anders als bei der verwandten Arbeit des zweiten Egg-o-ist (02)
»gestrandet (is anybody out there?)«, der noch verschlossen dasteht, gerade erst gelandet sozusagen und doch schon bereit zu kommunizieren.
Ganz zentral für den ersten Egg-o-ist ist außerdem das Schwebende. Dieses Objekt bewegt sich nirgendwohin, wie beispielsweise die Finder, es ruht eher an einem Ort, wie auch die Seh-Zeichen
(Nordische Landschaft oder das Prinzip Boje) ganz klar ruhende Körper sind, übrigens auch in einer Kreisanordnung. Und so könnte man zusammenfassen, dass der Egg-o-ist eine Bricolage
darstellt, die mittels vorgefundener Überreste unserer Zivilisation im Sinne eines »Wilden Denkens» Forschungen über Formen und deren Qualitäten anstellt, die ein Konstrukt, eine
räumliche Collage zum Ergebnis haben: ein schwebender, in sich flexibler Körper, der zugleich wehrhaft ist, aber auch Kontakt aufnehmen will, der Wissen sammelt, und der uns letztlich
etwas mitteilt über Kommunikation und über die mögliche Haltung eines Individuums in der Welt. (...)
Anne Prenzler, Lehrbeauftragte, Hochschule f. bildende Künste, Braunschweig
Eröffnung Imago-Kunstverein Wedemark, Bissendorf 26.05.2013
Das ist indiskutabel in der Kunst: zu sagen, der Künstler hätte es gern anders gemacht, aber es ging leider nicht. Rolf Blume ist Perfektionist. Wenn er Plastik,
Papier und Blech zu einer 52-teiligen räumlichen Collage fügt, müssen noch die winzigsten Verbindungen ein ästhetischer Gewinn sein für das Objekt. Die 52-teilige
Assemblage, die weit in den Raum greift, wird in der Ausstellung »Die Verteidigung des Alltags» zu sehen sein. (...) In Hannover-Linden arbeitet Blume in einem Einzelatelier,
in Ricklingen hält er ein Lager vor für seine vielen unterschiedlichen Materialien. Massenartikel des Alltags (...), das sind seine Werkstoffe, die er zu aufwendigen Konstruktionen umbaut.
Erst 2007 hatte sich Blume aus seinem Architektenberuf verabschiedet und im Hauptberuf für die freie Kunst entschieden. Natürlich, sagt er, sei es nicht schlecht auch
für Assemblagen etwas von Statik zu verstehen, von der Spannung zwischen Werkstoffen, Form und Ästhetik. (...) Eine seiner Arbeiten hat Blume extra für die Ausstellung in
Bissendorf fertig gestellt, weil sie genau passen wird. Mit Konzept geht der Künstler bei der Ausstellungsgestaltung vor, denn er ist außerdem ausgebildeter Kurator.
»Das ist wie die Arbeit des Dirigenten im Orchester: eine stimmige Ausstellung zu konzipieren», verdeutlicht er.
Ursula Kallenbach, Nordhannoversche Zeitung 18.5.2013
Wer schon immer einmal wissen wollte, was Assemblagen sind, kann sich ab 26. Mai beim Kunstverein imago schlau machen. (...) Der Begriff der Assemblage bezieht sich
auf Werke der Objektkunst und bezeichnet räumliche Collagen, Arbeiten, die aus einer Kombination verschiedenster Materialien bestehen.
»Es geht mir bei meiner Kunst nicht um den Trash-Effekt» erklärte Rolf Blume – von Haus aus Architekt – im Gespräch (...) »Es sind einfach tolle Formen,
die man sehr individuell und zweckbestimmt verwendet« Die Arbeit mit diesen Massenprodukten sei gestalterisch und ästhetisch spannend. Allein Joghurtbecher seien überraschend
vielfältig. Die Entstehung des Kunstwerks sei ein »Spielprozess«. (...) Man habe zwar eine Idee und wisse, womit man anfangen müsse, doch das Ergebnis sei nicht vorhersehbar.(...)
Anke Wiese, Wedemark Echo 18.5.2013
Inger Seemann (Bremen) und Rolf Blume (Hannover) konzentrieren sich in ihrer gemeinsamen Rauminstallation auf zwei gegensätzliche, material-orientierte Werkgruppen.
Zunächst dominieren die monochromen, fast lederartigen Raummäntel aus Stahl von Inger Seemann. Sie erinnern an gefaltetes Papier und umschreiben eigene Räume. (...)
Mit diesen Stahlarbeiten kontrastieren die eher sensibel und fragil wirkenden Papierobjekte von Rolf Blume. Dessen filigrane, jedoch raumgreifende Assemblagen sind
in Reaktion auf die Stahlskulpturen und aktuell für diesen speziellen Ausstellungskontext entstanden.
Die homogene dunkle Materialfarbe des Stahls kontrastiert mit den punktuellen roten Einfärbungen des weißen Papiers; die Robustheit und Solidität des einen mit der
Verletzlichkeit und Banalität des anderen; das solitäre, selbstbezügliche, ruhende Element der Stahlskulpturen mit dem eher flüchtigen, leichten Papier, das sich in
serieller Formation in der Fläche ausdehnt und von dort auf den Raum übergreift.
Gemeinsam ist beiden Werkgruppen die Entwicklung der Körper aus der Fläche und das Spiel mit linearen Akzenten; beide scheinen aber auch unmittelbar vorangegangene
Bewegungen festzuhalten. Materialien und Formen, räumlich und ästhetisch vielfältig in Beziehung gesetzt, erzeugen spannende Korrespondenzen, die die schöne Ambivalenz
des Ausstellungstitels in der Schwebe halten.
Presseinfo zur Auststellung im »ruhm«, Hannover, 07.03.-13.04.2013
Die Galerie am Stall … bietet jetzt Gelegenheit Blumes Assemblagen aus unscheinbaren und entsorgten Alltagsobjekten kennen zu lernen. Wer jetzt an rüde Zusammenführungen von alten Schrottplatz-Maschinenteilen und deren historische Aura denkt, liegt falsch. Denn Blume verwendet fortgeworfene Plastikflaschen, Garnsterne aus Pappe oder kleine Schminkpinsel lediglich als Startpunkt, um den Gegenständen zu einer neuen ästhetischen Existenz zu verhelfen. Zu diesem Zweck tilgt er Beschriftungen oder andere Spuren der ursprünglichen Zweckbestimmung der Dinge, die er ohnehin meist zerlegt oder beschneidet.
Blumes Objekte überzeugen durch sorgsame Handwerklichkeit und hochgradige Präzision, der man den Architekten ansieht. Zugleich sind sie voller poetischer Schwingungen. Dieser Brückenschlag findet sich auch in der Titelwahl. Eine Wortprägung wie 'Floraler Adapter'
ist dafür typisch. Es handelt sich dabei um ein Werk, das an seinem einen Ende wie eine stabile Leitungsverbindung geformt ist, am anderen aber in eine zipfelige Pflanzenform ausläuft. Geformt ist das Objekt aus schmalen Papierrollen, wie sie in Registrierkassen verwendet werden. Eine Behandlung mit Leim oder Lack fixiert die neue Gestalt, die von zarten farbigen Eingriffen weiter betont wird. (…)
Dieter Begemann, WeserKurier 24.9.2011
Ganz genau hinsehen muss man bei den Exponaten …, denn es sind Alltagsgegenstände, die Blume zu völlig neuartigen Gebilden zusammenfügt. Eingefärbte Kassenrollen und Luftschlangen bilden 'Florale Adapter', aus einem Telefonbuch wird ein 'Archiv der Wirklichkeiten', und aus alten Flaschen und Fundstücken entstehen '52 Seh-Zeichen' (…).
Blume ist fasziniert von Alltagsgegenständen aus industrieller Massenproduktion. »Sie werden in Serie und billig für einen determinierten Zweck produziert und anschließend weggeworfen …, der Aufwand wird durch die Vervielfältigung entwertet«, so Blume »und der Formenreichtum völlig unterschätzt«. (…)
»Ich will der Realität etwas Neues abgewinnen«. Für ihn ist die 'Verteidigung des Alltags' deshalb ein programmatischer Titel. »Meine Kunst ist eine Re-Individualisierung von Massenprodukten …, was ich mache, ist utopisches Konstruieren.« (…)
Tjalke Weber, nwzonline 12.9.2011
Für ein besonderes, raumgreifendes Objekt, die 'Nordische Landschaft oder das Prinzip Boje' hat Giesen den Schuppen auf seinem Grundstück hergerichtet. Über sauber geharktem Splitt hängt an Nylonfäden ein Kreis von 52 farbenfrohen »Seh-Zeichen« aus Teilen von Plastikflaschen und -bechern und diversen anderen Fundstücken. Mit diesem Objekt hat Blume den Niedersächsischen Kunstpreis 2010 gewonnen … »Ich bin fasziniert, wie spielerisch Blume Neues schafft«, sagt (Galerist) Giesen.
Delmenhorster Kurier 6.9.2011
Blume stellt insgesamt 36 Arbeiten in der Galerie am Stall aus. 'Verteidigung des Alltags' ist die Schau betitelt. Inhaber Frank Giesen hat den Künstler in der Landeskunstausstellung kennengelernt. »Seine Arbeiten sind ganz außergewöhnlich«, staunt Giesen anerkennend.
nwzonline 6.9.2011
»Rolf Blume schafft eine hängende Raumskulptur aus 52 'Seh-Zeichen'. Diese orientieren sich an dem in der norddeutschen Landschaft bekannten Prinzip der See-Boje.
Sie zeigt moderne Gefäßformen von haushaltsüblichen Verpackungen, die kreisförmig angeordnet, künstlerisch-spielerisch in einen neuen Bedeutungskontext überführt werden.«
Helmut Eichhorn, der als Vertreter der Jury die Preise übergab, lobte den Farbenzauber und die Mobilität des Werkes: »Die Bojen tänzeln und zappeln wie auf einer Wasseroberfläche.«
Zugleich, ergänzte Rolf Bärenfänger im Namen der Jury »erinnere die Arbeit an die Verschmutzung der Nordsee durch Abfälle.«
Die unabhängige Jury entschied nach ganztägiger Beratung im anonymen Verfahren.
- Rolf Bärenfänger – Direktor Ostfriesische Landschaft
- Dr.Helmut Eichhorn – ehem. Direktor Landesmuseum Emden
- Mathias Graffé – Maler, Wiesbaden
- Sabine Horstmann – Fotografin und Kunstvermittlerin, Hamburg
- Hans-Otto Lohrengel – Bildhauer, Breitscheid
aus der Presseerklärung, Juni 2010
Den Begriff Landschaft sieht Rolf Blume nicht zwingend mit Natur verknüpft. »Landschaft ist auch ein Begriff aus der Ästhetik und er kann in vielen Zusammenhängen benutzt werden, z.B. auch als Kulturlandschaft«, sagt Blume. Der Künstler aus Hannover arbeitet mit seriellen Industrieartikeln, die im Alltag eher wenig Beachtung finden. Aus Joghurtbechern, Plastikflaschen und anderen Behältnissen, die sonst in der Mülltonne verschwinden, hat Blume 52 unterschiedliche Bojen kreiert. »Bojen begegnet man oft im Norden. Für mich haben sie einen ästhetischen Reiz«, erklärt Blume.
N.N., Pressemitteilung, Juni 2010
Im Treppenhaus wachsen Moose in dicht verschlossenen Kugeln. Im Garten … steht ein Rhododendron in Flammen. Im Wohnzimmer arbeitet der Künstler Rolf Blume penibelst an seiner Installation aus Holz und Papierschlangen. Überall stehen Kunstobjekte inmitten von Zeitungspapier, Säulen, Kartons und Folien. So sieht es aus, wenn das Galeristenpaar Kolbien die Ausstellung 'Kleinplastik in Norddeutschland' komponiert … (Es) ist die einzige Werkschau dieser Größenordnung in den 5 nördlichen Bundesländern. (…)
Rolf Blume genießt das Privileg, einen Teil seiner Installation 'Ordnung und Zufall' direkt auf eine Galeriewand malen zu dürfen. Das hat es im Hause Kolbien noch nie gegeben.
Markus Holz, HAZ-Garbsen, Juni 2010
Professionelle Künstler … aus Deutschland und dem angrenzenden Ausland. (…) Ein Ergebnis auf hohem Niveau, das sich sehen lassen kann. Das Thema der Großen Kunstausstellung Nürnberg sind die Bewegungen, Veränderungen und Wertsuche der Gegenwart … (dem) folgend hat die achtköpfige Fachjury ihr Augenmerk darauf gerichtet … die neuesten Arbeiten zu zeigen. Aus 540 Bewerbungen wurden 67 Künstler und Künstlerinnen … ausgewählt.
Pressemeldung, Marktspiegel, 20.01.2010
(… im) 'Weißen Raum'. Der Ort der positiven Sicht und der optimistischen Werke. Ein riesiger Ring von Rolf Blume schwebt von der Decke und fragt »Can you hear me, Major Tom?« (…)
Thomas Susemihl, N plus, Nürnberger Zeitung, 20.01.2010
Einer der Favoriten auf der Großen Kunstausstellung: Rolf Blume, 'Egg-o-ist', 2009
N.N., kunstdrang.wordpress.com, Januar 2010
Der Krise zum Trotz, die C.A.R. hat es geschafft … bei ihrem 5. Auftritt ein aufgeräumtes, qualitativ gereiftes Gesicht gezeigt. Die »junge Kunst«, vorwiegend Plastik, Malerei, Fotografie, hält zeitgleich zur Art Fair Köln – internationalem Qualitätsvergleich stand. (…)
Man sah auch rote Punkte und viel Innovatives. In der von Künstlern bestückten Halle …, (einen) Raum greifenden satellitenartigen Kreis aus Eierpappschachteln, Holzstäben und Wäscheklammern von Rolf Blume. 'Der EGG-O-IST lautlos im All' heißt die Installation. (…)
N.N., www.ruhrkunst.com, November 2009
Ausgerechnet Klopapier! Ist schon jemals einer auf die Idee gekommen, drei Blättchen von der Rolle zu lösen und diesen Papierstreifen nach reichlicher Betrachtung für so wert und wichtig zu befinden, dass er unbedingt als Kunstwerk an die Wand genagelt gehört? Wohl kaum. (…)
Rolf Blume hat das Klopapier inspiriert. Blättchen für Blättchen hat er von der Rolle gelöst, am Rand orange gefärbt, aufgefädelt und eingespannt in einen Stahlrahmen. Dazwischen baumelt an einem Schaschlikspieß etwas, das entfernt wie ein Hygieneartikel für Frauen aussieht. (…)
So löst er das Klopapier aus seinem schmalen Wisch-und-Weg-Bedeutungs-zusammenhang und kreiert ein Objekt, das tatsächlich die ursprüngliche Bestimmung vergessen läßt. So entstehen von der Rolle filigrane Werke, die seicht jeden Luftzug aufnehmen, sich nicht mehr an die rollengemäße Proportion halten, sondern neue Strukturen zeigen … erstaunlich anzusehen sind diese Verfremdungen. (…)
Auch Telefonbücher, in denen nichts dem Zufall überlassen wird, reißwolft und fleddert und faltet Blume aus ihrer Ordnung heraus und schafft fernab des strengen BuchWegwerfartikelformats eine neue Formsprache, die offen ist auch für zufällige Gedanken. (…)
Susanne Jasper, Braunschweiger Zeitung 25.1.2008